Google hat mit der Version 4.2.x seines Android-Betriebssystems die hauseigene Möglichkeit gekickt Apps auf eine SD-Karte zu schieben. Einfach so.
Als „offiziellen“ Grund konnte ich bisher nur lesen, dass „schädlicher Code über die SD-Karte“ auf dem Handy landen könnte. Außerdem sei es für das Multi-User-Feature von Android an der Zeit gewesen diese echten Karten zu emulieren; was in meinen Augen der größte Schwachsinn ist, den ich je gelesen habe. Linux war von Anfang an mehrbenutzerfähig. Wo genau liegt dann hier das Problem??
Dass dieses Feature jetzt fehlt bringt gravierende Nachteile mit sich:
1) durchgängig alle Apps der App2SD-Karten-Fraktion sind obsolet. Man bekommt entweder die Meldung „das Gerät würde nicht supportet“, was bei einem nagelneuen High-End-Gerät ein Schlag ins Gesicht ist. Oder es heißt eben die „externe SD-Karte ist emuliert“ und daher könnten keine Apps auf die kopiert werden. Genauso wie bei den Adblockern (siehe hier) macht Google das Folgende, wenn auch nicht direkt: „Eure Apps sind nicht mehr gerne gesehen, und tschüss.“ Warum?
2) als ich durch Titanium Backup meine Apps wieder auf dem Gerät mit Android 4.2.2 einspielen wollte, wurde nichts gefunden. Man musste also mit einem Programm, etwa Root Browser, die Backup-Dateien von der SD-Karte in den Bereich der emulierten, einer Art zweiter SD-Karte im Gerät, aber nicht real vorhanden, kopieren. Erst dann konnte Titanium auch wieder auf meine Backups zugreifen. Das ist nicht nur umständlich, sondern völlig sinnbefreit
3) Google überlässt es scheinbar nun den Herstellern, wo die Daten für eine App oder ein Game abgespeichert werden sollen. Nur: Die wenigsten Apps fragen danach. GTA III z.B. wurde standardmäßig intern gespeichert, was ca. 1,3GB(!) Platz auf diesem belegt. Die Spiele von EA verhalten sich analog. Lediglich „Bard’s Tale“ ließ mir noch eine Wahl. Man kann sich vorstellen, wie schnell der interne Speicher, egal wie groß er sein mag, dadurch voll wird. Auch Navigations-Apps sind sehr groß, das betrifft also nicht nur Spiele
4) bei mir schlugen bisher alle Versuche fehl das mit entsprechenden Tools zu lösen. Da gibt es z.B. Folder Mount oder GL to SD. Bei beiden braucht man Root-Zugriff auf das Gerät. Und selbst dann befand sich mein Handy nach diversen Versuchen der Verknüpfung im Bootloop; das Worst-Case-Szenario bei Android
5) Stichwort SuperUser: Was soll ich für ein „Superuser“ sein, wenn alles, was ich noch auf eine SD-Karte kopieren darf, nur Photos, Videos und Musik sein dürfen? Schonmal davon gehört, dass es auch andere Dateitypen gibt? Was kommt als nächstes, etwa dass ich von Haus aus keine Entwickleroptionen mehr angezeigt bekomme und ich hier 7-mal tippen muss, bis ich das sehe?
Eigentlich sollten mir ja mit einer neuen Hauptversion eines OS neue Funktionen geboten werden und nicht alte, generell essentielle abhanden kommen. Bei Android 4.2.x war genau das Gegenteil der Fall. Ich weiß nicht, wie man das rechtfertigen will.
Hinzu kommt, dass selbst die Hacker-Community von TWRP Probleme mit diesem neuen „Feature“ hat: http://teamw.in/DataMedia.
In meinen Augen ist es hier genauso, wie man es von den google-hauseigenen Nexus-Geräten kennt: Die besitzen überhaupt keine Möglichkeit eine externe Karte einzubinden. Sollte der interne Speicher dieser Geräte voll sein, so nutzt doch bitte die Google-Cloud-Dienste wie Music, Drive, etc., ihr Dussel! Nee, geht mal überhaupt nicht.
In jedem Dokument zu Android steht:
„Android ist ein offenes Betriebssystem.“
Aus dieser Aussage folgere ich, dass ich als Nutzer entscheiden kann, wo meine Daten abgelegt werden sollen. Da das bei 4.2.x nicht mehr gegeben ist, es auch keine App-Lösung dafür gibt und ich selbst bei der Community keinen Lösungsansatz gefunden habe der funktioniert hat, kann ich von einem Update von dem legendären 4.1.2 zu dieser Version nur abraten.
Bedenkt man zudem, dass der 4.2-Zweig seit November im Umlauf ist, frage ich mich, was die „Fachleute“ hier eigentlich getestet haben.
Einzig Samsung bietet für seine neueren Geräte diese Möglichkeit noch an. Der Hack soll jedoch ziemlich kompliziert sein (oder beschissen. Im Internet ist von einem „Trick“ die Rede) und ist offiziell von Google nicht abgesegnet.