am samstag, es muss wohl so zwischen 1:30 und 2:00 früh gewesen sein und ich war schon ziemlich angetrunken, habe ich es tatsächlich fertiggebracht, mir das fortschrittlichste betriebssystem dieses planeten zu zerschiessen. es war, doch etwas überraschend, erstaunlich einfach und ging ziemlich schnell.
ich war so am herumexperimentieren, weil mein suse linux 9.3 immer probleme hatte, mir in meinem wlan eine statische ip-adresse zuzuweisen. die meiste zeit war ich einfach per dhcp im wlan unterwegs, was auch immer klappte, aber ich war doch irgendwie unzufrieden. das habe ich dann auch hinbekommen, wenngleich es immer nur via yast funktionierte und nicht via kinternet. ich kam dann auf die idee, mein amule (so heisst emule unter linux) zu updaten. also habe ich mir das passende rpm besorgt und war bereit es zu installieren. bei suse im speziellen ist es so, dass man komfortabel pakete einspielen kann, die das programm enthalten, was den vorteil hat, dass man nicht mehr auf die konsole angewiesen ist, sondern alles via einer gui (in diesem fall yast) erledigen kann. um 2:00 morgens und nicht mehr ganz nüchtern bietet sich das natürlich an. jetzt begab es sich, dass mein freundliches betriebssystem mich darauf aufmerksam machte, dass pakete fehlen oder zu alte versionen derselben vorhanden sind. in diesem fall kann man versuchen die fehlenden pakete nachzuinstallieren, um so die abhängigkeit aufzulösen und das programm, in meinem fall amule, installiert werden kann. also habe ich ein paket nachinstalliert. erneut fehlten ein paar. das zweite und das dritte nachinstalliert. beim vierten dann war der sonderfall, dass ein paket, das von einem anderen paket abhing, wieder neue versionen forderte und ich amule nicht in der neusten version installiert bekam. jetzt gibt es mehrere möglichkeiten:
a) man schliesst einfach alles, fährt den pc herunter und probiert am anderen morgen alles noch einmal mit klarerem kopf
b) man gibt sich damit zufrieden, surft noch ein wenig im internet und fährt den rechner schliesslich vor dem pennen gehen herunter
c) man ignoriert einfach alle abhängigkeiten und warnungen, installiert das programm trotzdem und sagt: „du liegst bestimmt falsch, liebes betriebssystem!“
ich entschied mich für variante c. logisch. das war leider die falsche option. durch mein erzwungenes über-alles-drüberinstallieren habe ich eine, wenn nicht sogar die wichtigste, linux-bibliothek „glibc“ zerstört. glibc wird von vielen programmen benötigt, z.b. yast. ich habe das yast-fenster geschlossen und wollte es wieder aufmachen, als ich mitansehen musste, dass diese aktion nicht mehr funktioniert. „egal, machn wir nen reboot!“ gedacht, getan und mein linux fährt nicht mehr hoch. es kommt nur noch die meldung:
„relocation error: /lib/tls/libc.so.6: symbol _dl_out_of_memory, version GLIBC_PRIVATE not defined in file ld-linux.so.2 with link time reference“
meine versuche, via „automatischer reparatur“ und „benutzerdefinierter reparatur“ alles wiederherzustellen blieben erfolglos (selbe fehlermeldung). ebenso waren alle mein versuche für den lokus, das system via dem recht poppligen „rescue system“ zu retten. technisch ist mein linux seit dieser fatalen panne nicht weitergekommen, obwohl ich mehrere stunden über tage probiert habe, alte, zerschossene rpms/pakete durch die üblichen zu ersetzen. von 10 paketen konnte ich 7 wieder herstellen, als da wären:
– glibc-devel-2.3.4-23.i586.rpm
– glibc-html-2.3.4-23.i586.rpm
– glibc-i18ndata-2.3.4-23.i586.rpm
– glibc-locale-2.3.4-23.i586.rpm
– libpng-1.2.8-3.i586.rpm
– xorg-x11-libs-6.8.2-30.i586.rpm
bei den folgenden hat es nicht funktioniert:
– glibc-2.3.4-23.i586.rpm
– glibc-info-2.3.4-23.i586.rpm
– wxGTK-2.5.3.1-5.i586.rpm
meine versuche, diese packages via „rpm -ivh –force –nodeps –root=/mnt /pfad_zum_rpm“ zu installieren wurden immer durch die fehlermeldung
„relocation error: /lib/tls/libc.so.6: symbol _dl_out_of_memory, version GLIBC_PRIVATE not defined in file ld-linux.so.2 with link time reference“ und „error: %post(glibc…) scriptlet failed, exit status 127“
abgeschmettert. bad bad luck. ich habe mein problem in zwei foren gepostet, wir haben über die fehler diskutiert, aber es sieht wohl so aus, als sei mein samstag-nacht-move irreversibel. mir wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als linux neu zu installieren. mein „home“-verzeichnis ist bereits sicher auf einer dvd und eine neue suse-version fährt bereits seit mehreren wochen in meinem zimmer herum. so hatte ich mir den update-vorgang allerdings nicht vorgestellt… es lief bis dato seit über einem jahr wirklich alles mit suse annähernd perfekt und ich habe wirklich alles, was nur ging, mit diesem betriebssystem in dieser zeit bewerkstelligt. gut, die über 14 monate linux-erfahrung kann mir auch niemand mehr nehmen, aber es ist schon extremst ärgerlich.
es ist wie neal stephenson in seinem „diktatur des schönen scheins“ sagt: linux ist ein panzer. und er ist umsonst. jeder darf mit ihm fahren und ihn nutzen, aber letzteres will eben gelernt sein. (bist du schon mal mit einem panzer gefahren!? nein!? glaubst du, ich würde jemals in meinem leben wieder einen blöden 0815-kombi fahren!? schon mal gta gezockt, mit dem panzer-cheat!? then you will see what i mean.)
fussnote zum thema „ironie des schicksals“: suse linux 9.3 und win xp wurden vor 14 monaten fast zeitgleich auf meinem rechner installiert. win xp ist das system, das bis heute überlebt hat. das hat aber, wie oben bereits erwähnt, nichts mit fehlern von linux zu tun. linux hat mich ja sogar gewarnt. ich habe es ignoriert. lerne: wenn das am weitesten entwickelte betriebssystem der galaxis zu dir sagt, dass es ein programm nicht installieren will, dann hat es ganz ganz sicher seine gründe…