Seit nunmehr fünf Jahren gilt die DSGVO, wodurch Internetnutzer in der EU die Vollkontrolle über die Weiterverwendung ihrer persönlichen Daten haben sollen. In der Praxis wird das durch die sogenannten „Cookie-Banner“ gelöst: kleine Einblendungen auf den jeweiligen Webseiten, wo Nutzer entweder den Vollzugriff oder eben optional „nur notwendige Cookies“ anklicken können. Das ist einfach ein Codeschnipsel und der Einbau erfordert von Webmastern keinen großen Aufwand. Hat aber den positiven Effekt, dass die Daten nicht ohne das Wissen des Nutzers in Ausland transferiert werden können (für Werbung zum Beispiel).
Aus irgendeinem Grund allerdings gehen diverse Medienhäuser in DE einen Sonderweg. Ein Negativbeispiel hierfür ist heise.de:
„In der Zwischenzeit hat heise.de auf die Entscheidung der LfD reagiert und ist auf ein noch komplizierteres Banner umgestiegen: Auf der ersten Ebene haben die Nutzer:innen die Wahl, entweder 4,95 € im Monat zu zahlen oder dem Tracking zuzustimmen. Erst auf der zweiten Ebene können sie alle Zwecke außer Werbung ablehnen. Das Problem: Studien zufolge öffnen nur etwa 2 Prozent der Website-Nutzer:innen auf der zweiten Ebene eines Cookie-Banners – wodurch fast niemand die Option sieht, die anderen Zwecke abzulehnen“
Ich bin kein Anwalt, doch gehe aktuell davon aus, dass genau diese Art der passiven Zustimmung illegal ist. Deshalb gibt es auch die Website https://noyb.eu/de/pay-or-okay-tech-news-site-heisede-illegal-decides-german-dpa.
Die Seite versucht das Problem zu erklären, verweist dabei auf die Entscheidung des niedersächsischen Landesbeauftragten für den Datenschutz (LfD) und zeigt, dass dieser „Pay oder Okay“-Ansatz von 2021 rechtswidrig ist. Also hier werden seit mindestens zwei Jahren illegal Nutzerdaten abgegriffen.
Im März letzten Jahres habe ich bereits über dunkle Muster des Webdesign berichtet und dabei kicker.de als Beispiel genommen. Das ist genau, wovon wir reden, weil sich eben niemand durch drei Minuten Drittanbieterberechtigungen durchklicken kann und will. Der Terminus „pay oder okay“ ist genau das Problem hier, hier zahlt man für die Information mit seinen Daten. Im Voraus. Durch einen Klick. Das dunkle Muster des Webdesign ist lediglich das Vehikel, mit dem diese Aktion zum Zug kommt.
Auch der Springerverlag verfolgt das selbe miese Prinzip, so gesehen bei Google News und wer zufällig auf einer der Müllmedien von Springer dort landet: die Seite ermöglicht keinen Zugang zu der News, egal welche Sparte man besucht (also Computerbild, Autobild, normale Bildzeitung, etc.).
Meine Empfehlung ist, solche Medien, auch wenn diese vermeintlich seriösen Ruf vorweisen, zu meiden. Niemand sollte Opfer von dark website design patterns werden in Europa, der im Internet surft. Und zweitens ist es illegal, selbst ohne niedersächische LfDs, Nutzerdaten von EU-Bürgern irgendwo hinzusenden, wo sie das nicht wollen – mindestens seit 2018. Die Einstellung für User sollte so einfach wie möglich sein, jede komplizierte UI ist eine „böse UI“, eine Falle. Wer Google News nutzt, für den ist das Ausblenden einfach gelöst: einfach die drei Punkte bei der Quelle klicken, hier „Alle Meldungen von … ausblenden“ und mit F5 die Seite neu laden. Das war’s schon.
Ob das Projekt oben von nyob Erfolg haben wird weiß aktuell niemand, dort sammelt man weiter fleißig Spenden. Von den Finanzierungszielen sind aktuell allerdings lediglich knapp 76% erreicht, es bleibt also erst einmal an den Nutzerinnen und Nutzern hängen. Wie immer übrigens.
Aus einem mir unerfindlichen Grund war ich bis heute geplagt mit AMD-CPU-Capping. Unter Vollast und/oder bei CPU-Temperaturen von 70C+ ging die Frequenz unter Linux einfach runter auf 399MHz. Und blieb dort. Bis zu einem Reboot.
Serious!?
Ja, ernsthaft. Und das Problem hat mich nun 80+ Tage beschäftigt. Oder eben zu selten gekümmert.
Oben: AMD Zen2 CPU: Epyc 7702 – 64-Kerne, 128 Threads, 200W
Stellt sich heraus, ich konnte wohl ein wichtiges Modul bzw. einen ASUS-Kernel-Patch nicht nutzen:
modprobe -v asus-nb-wmi
insmod /lib/modules/5.8.11-1-linux/kernel/drivers/input/serio/i8042.ko.xz
modprobe: ERROR: could not insert ‘asus_nb_wmi’: No such device
Bei mir gab es unter /sys/devices/platform/
einfach keinen Ordner asus-nb-wmi
. Und der hätte ab Kernel 5.6.x wohl genau dort sein sollen. Da kann ich modproben, bis ich schwarz werde.
Was tun? Wir sind mit Internet nie alleine, zum Glück auch nicht mit Problemen, so fand ich die selbe Issue vom selben Hardware-Hersteller für ein anderes Modell, https://lab.retarded.farm/zappel/asus-rog-zephyrus-g14/-/issues/9. Man solle einfach i8042.nopnp
als Kernelparameter dem GRUB hinzufügen und rebooten. Was ich tat.
Das erste Erfolgsgefühl hatte ich dann beim erneuten Modproben: keinerlei Fehlermeldung. Okay, sehr cool! Natürlich wollte ich danach wissen, ob der Ordner nun da ist: und auch der asus-nb-wmi
war nun vorhanden (logisch, aber egal), inklusive Inhalte. Nice!
Wirklich etwas von der Kiste gefordert hatte ich da noch nicht, also wieder den BOINC-Client gestartet – meines Wissens „der ultimative Stresstest“ für jede CPU/GPU. Hier hatte ich auch immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die CPU einknickt. Und tatsächlich: jetzt ist 18:00 und seit dem Mittag läuft meine CPU, eine AMD Ryzen 7 4800HS, unter Vollast mit erwartbarer dynamischer Frequenz und auch mit Temperaturen Ü70C (aktuell locker 90C, offiziell verträgt er wohl 105C).
W00t!
Nun, egal. Selbst Schuld, bleeding edge hardware gekauft zu haben… ¯\_(ツ)_/¯
Ich muss hier mal eine Geschichte erzählen, die mir in der Kindheit passiert ist. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie so etwas funktionieren konnte. Und dafür muss ein Technik- bzw. Gadget-Blog auch mal gut sein.
Jedenfalls, wie alt werde ich so gewesen sein, vielleicht 12. Zu der Zeit gab es noch die üblichen gelben Telefonzellen, mit Tür und Rost und manchmal auch mit dickem Telefonbuch; wenn es denn nicht vorher schon abgefackelt wurde von anderen Kindern. Ich weiß auch nicht, ob die damals noch zur Post gehört haben oder bereits zur Telekom. So spontan gefragt würde ich sagen zur Post.
Diese Telefonzellen hatten eine merkwürdige Eigenart in ihrem Nummernspeicher. Wobei man wohl anmerken muss, was das überhaupt für ein Speicher sein soll. Wählte man dort nämlich die Nummer
00100
kam man direkt bei AT&T heraus.
Es meldete sich in jedem Fall eine weibliche Stimme und sagte diesen sich im Laufe der Zeit einprägsamen Satz: „AT&T, how may I help you?“. Wenn diese Person gut drauf war, dann konnte man sogar ein richtiges Gespräch anfangen. Wie weit ins Detail das dann ging kann ich nicht mehr sagen (wahrscheinlich Orte, Wetter, etc.), meine Englischkenntnisse waren als Kind noch limitiert. Daraufhin kam ich öfter mal zurück, wenn mir langweilig war, wählte diese Nummer, die immer funktioniert hat, egal zu welcher Uhrzeit, und laberte irgendwelchen Blödsinn drauf los.
Diese Anekdote fiel mir erst vor kurzem wieder ein. Und zwar las ich einen Artikel zum Thema „AT&T Partnered With DEA to Provide Access to 26 Years of Phone Records“. Ich überlegte kurz und rechnete: 26 Jahre zurück, dann ist 1987. Da war ich 5. Und wenn AT&T bereits seit diesem Jahr, zumindest in den Staaten drüben, mit den Drogenbehörden kooperiert und diese Datensätze immer noch hat, sind dann meine Gespräche mit diesem weiblichen Operator von damals auch irgendwo aufgezeichnet vorhanden!?
Hier kommt man schnell, fast zu schnell, in eine klassische Mindfuck-Situation:
1) AT&T speichert seit 1987 Verbindungsdaten. Das ist bewiesene Tatsache. Als ich damals mit dem Operator geredet habe war aber frühestens 1993/94. Was, wenn hier ebenfalls bereits gespeichert wurde?
2) Wie kann ein Halbwüchsiger eine Nummer rausfinden, die niemand kennt, nirgendwo publiziert war und direkt bei einem amerikanischen Unternehmen rauskommen?
3) Ohne _einen Pfennig_ für diese (Übersee!-)Verbindung bezahlt zu haben?
4) Wie hoch liegt wohl die Wahrscheinlichkeit bei einem Nummernfeld mit 10 Ziffern und zwei weiteren Sondertasten, dass ich _diese_ Nummer wähle, versuchsweise, aus Spaß(?) und ich in den USA rauskomme?
5) Welche direkten oder indirekten Verbindungen hatte damals die Deutsche Post bzw. die Telekom zu AT&T, die ja Konkurrenten sind?
6) Wieso musste man diese Nummer bereitstellen und welchen Zweck erfüllte das?
7) Wie konnte es sein, dass subjektiv _immer_ die selbe Frau am anderen Ende war?
8) Zu beachten ist hier auch die Zeitverschiebung, die völlig irrelevant gewesen sein muss
Es ist auch krass was ab 2001 mit diesem „How may I help you?“ (intern einfach HMIHY) passiert ist, was offensichtlich zum AT&T-Kundenservice gehört hat:
„Customer care systems work best when callers are quickly and accurately routed to support staff. Using Natural Voices technology, AT&T Consumer Services‘ How May I Help You? (HMIHY) system has significantly improved customer satisfaction by making the machine do the work, instead of you. (…) Natural language understanding (NLU) technology enables the system not only to understand your response, routing you to the appropriate personnel, but also to ask you additional questions when more information is needed. The HMIHY system was deployed in 2001, and by the end of the year, it was handling more than 2 million calls per month.“ [via]
Die Wahrscheinlichkeit war 1994 also hoch, noch mit tatsächlichen Menschen gesprochen zu haben. Auch war im Hintergrund jedes Mal ein Gemurmel zu hören, so wie aus einem größeren Büro mit mehreren Operators an mehreren Tischen. Ich denke nicht, dass es Anfang der Neunziger einfach gewesen wäre das maschinell so perfekt abzubilden.
Am Ende ist die Lösung vielleicht trivial, ich konnte bisher allerdings nichts dazu finden. Darüberhinaus ist es extrem schwierig etwas zu rekapitulieren, was bereits dermaßen weit zurückliegt. Es kann auch sein, und das ist der eigentliche Sinn dieses Textes gewesen, dass irgendjemand da draußen, egal ob Kind oder nicht, die selbe Erfahrung gemacht hat. Hier würde ich mich gerne austauschen, vielleicht gelingt es uns gemeinsam das zu einem gültigen Fazit zu bringen. Die 00100 ist bis heute die ominöseste Nummer die mir persönlich bekannt ist.